MITTELESCHENBACH
– Mitteleschenbach hat viel, was es anderswo nicht gibt – man denke nur an all
die kreativen Köpfe im Fasching, das Durchhaltevermögen im Ehrenamt und
den vorbildlichen Zusammenhalt am Ort. Aber eines gibt’s bisher noch nicht: ein
Storchenpaar. Der idyllische Ort am Mönchswaldrand konnte Meister Adebar bisher
nicht locken, hier sesshaft zu werden.
Kerstin
Seitz-Knechtlein, stellvertretende Bürgermeisterin, im öffentlichen Leben
seit Jahren vielfältig engagiert und eine echte Tierfreundin,
bedauert das: “Ach, das wäre doch einfach schön, wenn wir auch Störche
hätten”, meinte sie vor etwa eineinhalb Jahren in einer Sitzung des Gemeinderats.
Möglich, dass sich dieser Wunsch, den die zweite Bürgermeisterin mit vielen
Mitteleschenbachern teilt, bald erfüllt. Die Idee umgesetzt in das “Projekt
Storchennest”, könnte eine wichtige Starthilfe sein für das Ziel, Meister
Adebar dauerhaft in die Mönchswaldgemeinde zu locken. Das muss man jetzt in
aller Ruhe abwarten.
Fachkundiger
Rat eingeholt
Wenn man
etwas erreichen will, muss man – allermeistens jedenfalls – etwas dafür tun.
Und so setzte sich Kerstin Seitz-Knechtlein nach dem Okay aus dem Gemeinderat
zunächst mit der Storchenbeauftragten des Landesbunds für Vogelschutz, Oda
Wieding, in Verbindung. Die Expertin half mit vielen Hinweisen ein
erhebliches Stück weiter: Der Storch sitzt gerne hoch, um einen Überblick zu
haben, und, klar, er liebt feuchte Wiesen in der Nähe seines “Wohnsitzes”, wo
er gerade nach einer Mahd einen “gedeckten Tisch” vorfindet. Was den
Storchenhorst betrifft, hatte die Fachfrau nicht nur Tipps, sondern gleich eine
Bauanleitung parat.
Einstweilen
hatte sich bereits der örtliche Obst- und Gartenbauverein bereiterklärt, das
Nestbauprojekt unter seine Fittiche zu nehmen. Der Vereinsvorsitzende Matthias
Leng gehört ebenfalls dem Gemeinderat an und war von dem Wunsch und dem
Vorhaben ebenfalls gleich überzeugt. Und so kam der typische Mitteleschenbacher
Zusammenhalt wieder ins Spiel: Ein Schmied erklärte sich bereit, die
Grundstruktur des Nestes herzustellen, Ratsmitglied Martin Meyer erkundigte
sich bei der Telekom nach einem ausrangierten Mast, den man vielleicht verwenden
könnte. Tatsächlich fand sich dann ein 13 Meter langer und 800 Kilo schwerer
Stahlmast, der dankenswerterweise und praktischerweise sogar angeliefert wurde.
“Dass er sogar hertransportiert wurde, ohne dass wir das organisieren
mussten, das war wirklich traumhaft”, betont Seitz-Knechtlein voll
Dankbarkeit.
Sodann fand
sich noch ein kleines gemeindeeigenes Grundstück mitten im sogenannten
Kuhwasen, das sind Feuchtwiesen zwischen Mönchswaldhalle und Waldrand gelegen.
Also außerhalb. Das ist sogar ein noch viel besserer Standort als der
Schlauchturm der Feuerwehr, der vorher angedacht war. Hier könnten Störche
Frösche jagen und mit den Schnäbeln klappern nach Herzenslust, ohne dass sie
jemanden stören, und ihr Kot verdreckt auch keine Photovoltaikanlage.
Hier draußen
also wartete dann noch ein Stück Arbeit auf die Storchenfreunde: Ein tiefes
Loch musste ausgehoben werden für den Mast, Beton musste bestellt werden für
das Fundament, der Mast musste aufgerichtet werden. Schnell war ein Kran zur
Stelle und auch die Freiwillige Feuerwehr half. Leider, so Kerstin Seitz-Knechtlein,
hatte man mit alledem wegen der Kleinprojektförderung über das sogenannte
Regionalbudget bis Ende März nun warten müssen. Störche fingen aber
teilweise bereits ab Mitte Februar an, an ihren Horsten herumzubauen, weiß sie.
“Aber vielleicht gibt es noch ein Storchenpaar, das bisher nirgends
untergekommen ist und dringend noch einen Wohnsitz braucht”, hofft die rührige
Mitteleschenbacherin. In diesem Sinne wäre sehr zu wünschen, dass unter
den Adebars im Umkreis bald bekannt wird, dass in Mitteleschenbach noch eine
nagelneue Wohnung frei wäre.
Der Storch
hat viele Namen und positive Bedeutungen
Der Storch
(Heilebart, Langebeen, Rote Bee, Adeboar, Stor, Sturch und so weiter) galt
von alters her als Kinderbringer und Glücksbote und war sehr erwünscht.
Wenn die Störche auch nach Mitteleschenbach noch mehr Kindersegen bringen,
ist das natürlich einerseits sehr erfreulich. Andererseits muss sich dann der
Gemeinderat Gedanken über neue Kapazitäten in Kinderhaus und Grundschule
machen, die beide momentan schon ziemlich an ihrer Grenze sind. Doch so
weit ist es jetzt noch nicht. Erst einmal wäre die Freude sehr groß, wenn
Meister Adebar und Gattin hier sesshaft würden und selber erst mal Nachwuchs
bekämen. | |